#login_required

REIT-KAMM

Zu den Favoriten hinzufügen login

Beobachten wir nun einen imposanten Aufschluss, der die Nordostseite des Bormio-Kessels dominiert! 
Wir stehen vor Cresta di Reit oder auch „la Reit” (aus dem lateinischen „Lariceto”, d.h. „Lärchenwald”), wie die Einheimischen das westliche Ende der Gebirgskamms benannten, der sich über mehr als zehn Kilometer zwischen Cima di Reit (3.075 m), Monte Cristallo (3439 m) und Cime di Campo (3534 m) erstreckt. 
Unter geologischem Aspekt handelt es sich um einen einzigen riesigen Aufschluss des Hauptdolomiten aus dem norischen Zeitalter. Obwohl der Dolomit in mehr als 1 Meter dicken Bänken geschichtet ist, sehen diese von Weitem aus, als wären sie dünn. 
Das Vorhandensein einer erheblichen Masse von Karbonatsedimentgesteinen in einem Bereich der Alpen, in dem metamorphe Gesteine vorherrschen, hängt mit einer wichtigen Strukturlinie (Val Zebrù-Verwerfungslinie) zusammen, die bei tektonischem Kontakt dem austroalpinen metamorphen Grundgebirge (Campo-Decke) einen weiten Streifen von Sedimentgesteinen (Ortler-Decke) gegenüberstellt. 
Es ist interessant zu bedenken, wie diese Gesteine mit ihren stratigraphischen und strukturellen Aspekten die besonderen Eigenschaften des als schwefelhaltig bekannten Thermalwassers von Bormio erklären können. Diese Gewässer sprudeln eben an der alten Überschiebung, wo die unterirdische Wasserzirkulation stark durch das Vorhandensein von Bruchnetzwerken bedingt ist, welche die Gesteinsmassen kreuzen. Der Salzgehalt des Wassers wird daher durch die hier vorhandenen löslichen Lithotypen beeinflusst, die reich an Sulfat sind. Das verleiht dem Wasser die Eigenschaften, die es bekannt und zu einem für Heilzwecke weit verbreiteten Wasser machen und. 
Wenn man den Cresta di Reit beobachtet, kann man die ausgedehnten Schichten von Gesteinsschutt nicht übersehen. Dieser Begriff bezeichnet jene Ablagerungen, die von Wanderern oft als „Geröllhalden” bezeichnet werden und die sich hier auf wirklich beeindruckende Gefälle von sogar 800 m bewegen! 
Die geomorphologische Entwicklung der Hänge von „la Reit” ist besonders intensiv, wenn es viel und heftig regnet. Dabei ist die Dynamik der Umgebung deutlich zu erkennen, und die Menge des bewegten Gesteinsschutts ist beeindruckend! 

KARTE