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DIE ZWEI BURGEN IN GROSIO

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Beobachtungspunkt: vom Talboden auf der rechten Seite 
 
Am südlichen Rand der Ortschaft Grosio biegt der Roasco-Bach vor seiner Mündung in die Adda plötzlich nach Süden ab: Ein im Pleistozän vom Adda-Gletscher abgerundeter und geschliffener Hügel aus metamorphen Felsen steht ihr im Weg. 
Ein doppelter Mauerkreis aus großen Quadersteinen mit erkennbaren Zinnen krönt den Hügel: Es ist die am besten erhaltene Burg in der gesamten Provinz Sondrio, die an der Kreuzung zweier antiken und strategischen Routen errichtet wurde: der Grosina-Tal-Route und der Hauptroute, die entlang des Veltliner Talbodens in Richtung Bormio und von dort nach Südtirol verläuft. 
Von Süden kommend sieht man zuerst den ältesten Bau, der als „Castrum Grosii” bekannt ist, dessen Ruinen sich über den Hang erstrecken und sich an die Morphologie des Hügels anpassen. Er wurde im 10. oder vielleicht 11. Jahrhundert errichtet und vom Bischof von Como kontrolliert, der seine Feudalherrschaft in diesem Abschnitt des Tals ausweitete. Die sehr einfache interne Struktur ist nur vorstellbar: Spuren rechteckiger Räume, die aufeinanderfolgen, und Überreste einer Kapelle mit dem restaurierten kleinen Glockenturm, den gut erkennbaren Fundamenten einer halbkreisförmigen Apsis und ein paar Grabstätten im Felsen. 
Jedoch beherrscht die als „Castrum Novum” bekannte Hauptburg, von der Spitze des Hügels aus das Tal: Sie wurde zwischen 1350 und 1375 von Bernabò Visconti, dem Herrn von Mailand, gebaut, als er seine Herrschaft ins Tal bis Bormio erweitern wollte. 
Der Eingang öffnet sich zu einem großen Haupthof mit Spuren eines rechteckigen Wehrturms in der Mitte, der von einer Ringmauer mit einem imposanten dreistöckigen Eckturm umgeben ist. 
In einer zweiten Phase wurde am südöstlichen Hang eine weitere Ringmauer errichtet, die einen unteren Innenhof abgrenzte und die Verteidigung der Festung verbesserte. 
Zusammen mit den anderen Burgen im Veltlin wurde das Bauwerk in Grosio von den Graubünden, die das Gebiet 1512 besetzt hatten, weitgehend abgebaut. Sie befürchteten, dass die lokale Bevölkerung sie als Hochburg für einen möglichen Aufstand wiederverwenden könnte. 
Tatsächlich ist der Felshügel in Grosio seit prähistorischen Zeiten wegen seiner günstigen Lage an einer Alpen-Haupthandelsroute, die aber auch leicht zu verteidigen war, strategisch gewesen. Durch archäologische Ausgrabungen im Haupthof wurde eine befestigte Siedlung aus der Mittel-Spätbronzezeit entdeckt, vielleicht das Dorf derselben mysteriösen Autoren der Felsgravuren ringsum. Diese Felsenkunst ist einzigartig für die Lombardei und lässt vermuten, dass es bereits zu dieser Zeit ein regelmäßiges Kommunikationsnetz mit dem Oberrheintal und Tirol gab. 
 

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