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CAMPO FRANSCIA UND DAS BRUTTA-TAL

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Die Ortschaft Campo Franscia oder einfach „Franscia", wie man in der offiziellen Kartografie liest, liegt am Zusammenfluss der Bäche Scerscen und Cormor, wo die beiden den Lanterna-Bach bilden; dieser ist der größte Nebenfluss des bekannten Baches Mallero. 
Campo Franscia ist mit ihrer von Sasso Moro (3108 m) im Nordosten und von Monte delle Forbici (2910 m) im Nordwesten beherrschten Mulde bestimmt eine der am meisten besuchten und anmutigsten Ortschaften im Lanterna-Tal. 
Dem Ortsnamen „Franscia”, der wahrscheinlich vom Wort „fratta” (Damm, Erdwall, bzw. Ort neben einem Bach) herkommt, wurde das Wort „Campo” (Feld) wegen eines Abschreibfehlers im Bauentwurf einer Finanzwache-Kaserne hinzugefügt. Die Kaserne sollte eigentlich in Campomore gebaut werden, aber kurz vor den definitiven Baugenehmigungen wurde der Bauort geändert und die Kaserne so in Franscia errichtet, wo sie bis 1960 tätig war. In den schon vorbereiteten Dokumenten wurde nur „Moro“ weggestrichen und der Ortsname „Franscia” dem Wort „Campo” hinzugefügt. 
Die Mulde von Campo Franscia entsteht durch die Erosionstätigkeit der zwei Gletscherzungenzungen, die vor 20.000 Jahren während des Letzteiszeitlichen Maximums im Westen aus dem Scerscen-Becken und im Osten aus dem Fellaria-Scalino-Becken herunterflossen. 
Die Muldenseiten bestehen vor allem aus Serpentinit: Dieses Gestein entstand durch die Metamorphose von Peridotiten, die den Erdmantel bilden. Während der Alpenorogenese erlebten sie tiefe Veränderungen und traten dann unter den anderen Gesteinen zutage. 
Seine ursprüngliche dunkelgrüne Farbe wird oft durch eine rotbraune dünne Schicht ersetzt, was von der Veränderung des im Serpentinit enthaltenen Eisenerzes abhängt. Die Gletscher haben die Gesteine zu weiten Rundhöckern abgeschliffen, während die Bäche tiefe Schluchten einschnitten, was zu einer einzigartigen und faszinierenden Landschaft geführt hat. 
In der Vergangenheit beruhte sich die Wirtschaft des Dorfes Franscia vor allem auf Viehzucht und Abbau von Serpentinit, Speckstein, Talk und Asbest. Die Frauen gingen, mit schweren Mineralen beladen, von den Bergwerken bis zum Dorf ins Scerscen-Tal hinunter. In Franscia und entlang des nahen Brutta-Tals – wo der Bach Lanterna fließt – waren zahlreiche Mühlen tätig, die die Drehbänke zur Bearbeitung des Specksteins („pietra ollare" auf italienisch) antrieben. Dieses besonders weiche und verarbeitbare Gestein wird für die Herstellung der berühmten „lavecc’ˮ verwendet, welche typische Behälter aus Stein im Valmalenco sind. Seit dem Altertum dienten diese Steine zur Anfertigung von Töpfen, die eben „olle” genannt wurden. Von hier kommt das Adjektiv „ollare” in der italienischen Bezeichnung. 
Heute sind keine Spuren der alten Mühlen mehr vorhanden, aber das Brutta-Tal entlang sind noch zahlreiche Steinbrüche zu sehen, die an die alte Abbautätigkeit erinnern. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts zog der Asbest von Franscia auch englische Unternehmer und französische Ingenieure an, die ihre Geschäfte an diesem Ort konzentrierten. Die Abbautätigkeit lief noch letzten Jahrhundert, wie im Bagnada Ecomuseo dokumentiert ist; das Museum liegt in der Nähe von Campo Franscia an dem gleichnamigen Talkvorkommen, das gegen Ende der 20er Jahre des 20. Jahrhunderts von „Società Anonima cave di Amianto”, dann „Mineraria Valtellinese”, entdeckt und bis 1987 ausgebeutet wurde. 
Das Bagnada Bergwerk kann heute nur nach Vormerkung besichtigt werden und stellt mit seinen Wänden aus weißem Gestein einen sehr interessanten Ort dar; es ist auf neun Etagen verteilt, von denen vier zugänglich sind, zudem sind verschiedene Förderwagen sowie Bohrmaschinen ausgestellt. 
Heute ist die Mulde von Campo Franscia ohne die Abbautätigkeit wieder ein altes, ruhiges Bergdorf zwischen den Weiden. 

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