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DER RESCHENSEE UND DER GRAUNER KIRCHTURM

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Im westlichen Teil Südtirols, in Graun beim Reschenpass, befindet sich der Reschensee. Sein markantes Wahrzeichen - ein aus dem See ragender Kirchturm - macht den etwa 6,6 km langen und 1 km breiten See unverwechselbar und weit über die Grenzen hinaus bekannt. Unmittelbar am tiefblauen See liegen die Gemeinden Reschen und Graun sowie die Weiler Kaschon und Spin. 
Bis 1950 gab es hier drei Seen: den Reschensee, den Mittersee und den Haidersee. Als nach dem Bau der Staumauer (1947-1949) der Reschensee gestaut wurde, ging die gesamte Ortschaft Graun sowie ein Teil des Dorfes Reschen in den Fluten unter, zahlreiche Häuser wurden zerstört. Lediglich der aus dem Wasser ragende Kirchturm erinnert heute noch an Alt-Graun. Er steht unter Denkmalschutz. Zahlreiche Sagen und Erzählungen ranken sich um dieses Ereignis der Überflutung und rund um den Kirchturm: Dem Volksmund nach sind manchmal noch die Kirchenglocken zu hören, die aus der Tiefe geläutet werden! 
Im See tummeln sich zahlreiche Fischarten wie Renken, See- und Regenbogenforellen, Barsche und Hechte. Das Seeufer ist bei Spaziergängern, Joggern, Radfahrern und Nordic Walkern beliebt, während der See selbst ein Mekka für Kitesurfer mit optimalen Windverhältnissen ist. Auch die MS Hubertus Interregio sticht im Sommer jeden Tag in See. Als Badesee ist er durch seine Höhenlage nicht geeignet. Im Winter hingegen wird der Reschensee zum Treffpunkt für Eissegler und Eissurfer, an seinem Westufer befindet sich die Talstation des Skigebietes Schöneben. 
 
DER VERSUNKENE TURM IM RESCHENSEE, DAS WAHRZEICHEN DES VINSCHGAU 
Der Turm im See - das Wahrzeichen des Vinschgaus ist zugleich märchenhaft und faszinierend: Aus dem 6 km langen, klaren Reschensee, vor der Bergkulisse des urigen Langtauferer Tals, ragt einsam ein versunkener Kirchturm. Doch die Geschichte hinter dem bekannten Postkartenmotiv, dem „Turm im See“, ist weit weniger idyllisch: Das romanische Kirchlein aus dem 14. Jahrhundert ist stummer Zeitzeuge einer verantwortungslosen See-Stauung kurz nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges. 
Seit 1922 wütete in Italien und somit auch in Südtirol der Faschismus. Im Jahre 1939 reichte der Großkonzern "Montecatini" ein Projekt ein, den Reschen- und Graunersee um 22 Meter zu stauen. Die Bevölkerung von Reschen und Graun wurde dabei völlig übergangen. Der ausgebrochene zweite Weltkrieg verzögerte dann allerdings das bereits angefangene Bauvorhaben. Die Bewohner des Oberen Vinschgaues glaubten damit, dieses Schreckgespenst für immer los zu sein. Doch zur Bestürzung der betroffenen Einwohner wurde 1947, nur zwei Jahre nach Kriegsende, von Seiten der Montecatini bekannt gegeben, dass die Arbeiten am Stauprojekt unverzüglich wieder aufgenommen werden. 
1950 im Sommer war es nun soweit. Die Schleusen wurden geschlossen und der Reschensee gestaut. 677 Hektar Grund und Boden wurden überflutet, beinahe 150 Familien wurden ihrer Existenz beraubt, und die Hälfte davon zur Auswanderung gezwungen. Die Entschädigungen waren sehr bescheiden. Die Bewohner von Graun hatte man dann notdürftig in ein Barackenlager am Ausgang des Langtauferertales, das man eiligst aufgestellt hatte, untergebracht. Durch das faschistische Stauprojekt verloren hunderte Familien aus Graun und Reschen ihre Existenz. 
Heute steht der Turm im Reschensee unter Denkmalschutz, ist das Wahrzeichen der Gemeinde Graun und ein Publikumsmagnet. 

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