Die Stilfserjochstraße, die von Bormio nach Südtirol und in die Schweiz führt, ist eine Bergstraße, die weltweit für das Panorama, die Haarnadelkurven und die anspruchsvollsten Bergstrecken des Radrennens „Giro d'Italia” bekannt ist. 
Die Route umfasst 40 Kehren auf der lombardischen Seite ab Bormio und 48 Kehren auf der Südtiroler Seite bis Prad am Stilfserjoch im Vinschgau. Von Bormio aus kann man über das Joch Santa Maria oder den Umbrail-Pass (2.503 m ü.M.) in das Schweizer Territorium einreisen, wenn Sie aber nicht in die Schweiz abzweigen möchten, erreichen Sie das Stilfserjoch, das mit seinen 2.758 m die höchste befahrbare Passstraße Italiens und die zweithöchste in ganz Europa ist! 
Die Gesamtlänge der Route von Bormio über das Stilfserjoch bis Prad am Stilfserjoch beträgt 47 km. 
Das Radfahren auf der Stilfserjochstraße, das Überwinden der anstrengenden Auffahrt und das Genießen der erfüllenden Abfahrt ist der Traum vieler Radfahrer, der in den letzten Jahren wahr wird, wenn der Pass zumindest zwei Tage pro Jahr im Sommer auf beiden Seiten für den Verkehr geschlossen wird. Die Sperrung erlaubt es Radfahrern, diese außergewöhnliche Strecke in absoluter Sicherheit zu genießen. 
Die Stilfserjochstraße verläuft entlang des wunderschönen und wilden Braulio-Tals, das im Laufe der Zeit durch die Wirkung des Braulio-Bachs von tiefen Schluchten, Klammen und Wasserfällen geprägt wurde. 
Die Passstraße ist seit langem bekannt: Im Mittelalter war sie ein gefährlicher Bergweg und nur wenige versuchten ihn hinaufzugehen! Die gegenwärtige Straße ist jedoch aus dem frühen neunzehnten Jahrhundert; Kaiser Franz I. von Österreich beschloss, eine neue Straße anlegen zu lassen, die das Vinschgau mit dem Veltlin verbinden könnte, um nach Mailand zu gelangen, das zu dieser Zeit unter österreichischer Herrschaft war. 
Das Projekt wurde vom Ingenieur Carlo Donegani (1775-1845) entworfen. Die Arbeiten begannen 1822 und dafür wurden mehr als 2.500 Personen (Arbeiter, Ingenieure und Geologen) eingestellt. Nach nur drei Jahren wurde das Werk in Anwesenheit von Kaiser Franz I. eingeweiht. Bis 1915 konnte die Stilfserjochstraße das ganze Jahr über dank der ständigen Arbeit der Schneeschipper von Postkutschen genutzt werden. Während des Ersten Weltkriegs war das Stilfserjoch Schauplatz von Zusammenstößen zwischen Italienern und Österreichern, und nach dem Sieg am 4. November wurden beide Seiten des Passes Teil des italienischen Territoriums. Die Straße verlor damit ihre bedeutende Rolle als Verbindung zwischen Wien und Mailand und ihre geringere Nutzung ließ zur Wintersperre führen. Heute ist das Stilfserjoch von Ende Mai bis Anfang November befahrbar. 
Wenn wir am Pass ankommen, haben wir nicht nur einen Panoramablick auf die lombardische und die Südtiroler Seite, sondern auch auf viele Gletscher, die seit über 80 Jahren für das Sommerskifahren genutzt werden. 
Nicht zuletzt wurden am Stilfserjoch die tiefsten Bohrungen in Europa zur Untersuchung des Permafrosts durchgeführt! Im Jahr 2010 führte die Insubria-Universität im Rahmen des Regionalprojekts SHARE STELVIO eine 200 m tiefe Gesteinsbohrung durch. In ein sehr kleines Loch wurden Thermometer zur ständigen Temperaturmessung des Gesteins von der Oberfläche bis zum Boden eingeführt. Nach zwei Jahren analysierten die Forscher die gesammelten Daten und stellten zu ihrer Überraschung fest, dass die Temperatur des 200 m tief gelegenen Gesteins zwei aufeinanderfolgende Jahre lang unter Null geblieben war, ohne auch im Sommer jemals zu steigen! 
Dieser Zustand entspricht genau dem PERMAFROST. Unter diesem Begriff versteht man nämlich Gestein oder Boden, die mindestens zwei aufeinanderfolgende Jahre gefroren bleiben. Im Allgemeinen ist Permafrost durch eine Oberflächenschicht gekennzeichnet, die im Sommer schmilzt, und durch eine tiefe Schicht, die dauerhaft gefroren ist. Der von Felsen, Geröll oder Erde verborgene Eiskern kann massiv oder interstitiell sein, und die vom Permafrost betroffene Schicht kann von einigen Dutzend Metern bis zu über 100 Metern Dicke schwanken, wie es im Hohen Norden (Alaska oder Kanada) zu beobachten ist. Vor diesen Bohrungen hatte sich niemand vorgestellt, dass der Permafrost so tief in unsere Alpen hineinreichen könnte! 
Das Stilfserjoch ist daher ein Ort der Rekorde: der sportlichen für diejenigen, die sich in der Auffahrt mit dem Fahrrad versuchen, oder der wissenschaftlichen wie im Fall des Permafrostes!