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DIE GROSSE „NAHT ” ZWISCHEN ZWEI KONTINENTEN

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Beobachtungspunkt: von Piano di Spagna aus 
Jetzt betreten Sie das Veltlin, das große Tal, wo die Adda fließt, bis sie in den Comer See mündet. Es ist eine lange, breite Furche, von Osten nach Westen ausgerichtet, deren gerader Verlauf scharf wie der Schnitt eines Messers ist und das Herz der Alpenkette von den sogenannten Südalpen trennt: Ihr Verlauf ist sogar von den Satelliten aus deutlich zu erkennen! 
Die Form des Tals hängt mit der geologischen Struktur des gesamten Gebiets zusammen: Im Süden entstehen die Bergamasker Alpen auf dem felsigen Grundgebirge der afrikanischen Platte, während sich im Norden die Alpenkette am Rand der europäischen Platte befindet. 
Wir sind genau entlang der Naht zwischen den beiden Kontinenten, der idealen Linie, wo sie vor etwa 30 Millionen Jahren aufeinanderstießen und dadurch zur Struktur sowie zur Entstehung der gesamten Alpenkette führten. Diese große Verwerfung ist als „Linea Insubrica” bekannt und Teil des größeren „Periadriatischen Lineaments”, einer tektonischen Linie, die die alte Grenze zwischen den Kontinenten markiert. 
Nach der Kollision wurden aufgrund des anhaltenden Drucks große Stücke von der Kruste des afrikanischen Kontinents regelrecht nach Norden geworfen und heute liegen sie in kilometerbreiten überkippten Falten auf dem europäischen Grundgebirge. Entlang der Naht gab es auch seitliche Bewegungen, die die Felsen bis zum Brechen verformten, sie schwächten und einer raschen Erosion aussetzten: Die jungen Flüsse des neuen Gebirges bahnten sich dann durch dieses Band tektonisierter Felsen ihren Weg und bildeten den Adda-Fluss mit seinem Tal. 
Aber die heutige Form, mit steilen Seiten und einem flachen Talboden mit leicht abgerundeten Rändern, ist jünger: Sie hat sich nämlich in den letzten zwei Millionen Jahren entwickelt, als die Alpengletscher mehrmals vorrückten, bis sie die Poebene erreichten. In diesem Abschnitt des Veltlins erreichte der durch Beitrag der Seitentäler vergrößerte Adda-Gletscher eine Dicke von mindestens 1000 m; auf seinem Weg schliff und formte er die Felsen um, indem er eine große Masse von Schutt abtrug. 
Das Veltlin ist daher ein überraschendes Beispiel dafür, wie unterschiedliche, miteinander wechselwirkende Kräfte im Laufe der Zeit die Landschaft gestalten! 

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