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SCHLUCHTEN VON URIEZZO

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Der Abschnitt des Antigorio-Tals zwischen den Gemeinden Premia, Baceno und Crodo ist aus geologischer und morphologischer Sicht sehr interessant und spektakulär: In weniger als 3 km steigt der Toce-Fluss um 160 Meter ab und schneidet in Premia die letzte abrupte morphologische „Felsstufeˮ des Antigorio-Tals ein. Eine andere charakteristische Stufe ist weiter stromaufwärts diejenige, die den Toce-Wasserfall bildet. In diesem kurzen Abschnitt des Tals hat die imposante erosive und prägende Wirkung von Gletschern und Bächen solch grandiose und komplexe Zeichen hinterlassen, wie sie in den Alpen selten zu finden sind. Die erosive Wirkung ging so weit, dass sie über die Felsen (Granat-Glimmerschiefer), aus denen die Premia-Stufe besteht, hinausging und das darunter liegende weißliche und mikrokristalline Gestein (Granitgneis), das sich chromatisch von den oben liegenden graubraunen Glimmerschiefer abhebt, gravierte und auftauchen ließ. Die Besonderheit dieses Gesteins, das in Maiesso beobachtet werden kann, besteht darin, dass es das tiefste bekannte tektonische Element, das sogenannte „Element Nullˮ, der gesamten Alpenstruktur darstellt: In den ganzen Alpen tritt es nur in Verampio zutage, wo das Devero-Tal in das Antigorio-Tal mündet, und es weist eine Kuppelform auf, sodass es auch als „Verampio-Kuppel” bezeichnet wird. 
Das faszinierendste Ergebnis der erosiven Wirkung sind die sogenannten „Orridi di Uriezzoˮ, tiefe Schluchten, die von energischen Wasserfällen bei deren fortschreitendem Rückzug gegraben wurden und Teil des alten Systems von Bächen waren, die auf den Gletscherboden flossen, der einst das Antigorio-Tal bedeckte. Mit dem Gletscher-Rückzug hat sich der Verlauf des lokalen hydrografischen Netzes geändert: Der Bach, der die Schluchten formte, fließt nicht mehr durch diese engen Einschnitte, deshalb können sie heute durchlaufen werden. 
Es gibt drei begehbare Schluchten: 1) Orrido Sud (Süd-Schlucht), die spektakulärste, etwa 200 m lang und 20 bis 30 m tief 2) Orrido Nord-Est (Nordost-Schlucht), etwa 100 m lang und etwa 10 tief, an einigen Stellen sehr schmal, 3) Orrido Ovest (West-Schlucht), weniger charakteristisch, aus zwei unterschiedlichen Teilen gebildet. Eine vierte Schlucht, „Vallacciaˮ genannt, die sich direkt unterhalb der Kirche von Baceno befindet, ist jedoch schwer zugänglich und endet steil abfallend zum Devero-Bach. Die Schluchten zeichnen sich durch eine Reihe großer subkreisförmiger Hohlräume aus, die durch enge, gewundene Tunnel getrennt sind. An allen Wänden sind Nischen, Voluten und Rillen eingeschnitzt, die durch die wirbelnde und heftige Bewegung von Wasserfällen entstehen, und an bestimmten Stellen so nahekommen, dass sie von unten den Blick zum Himmel verdecken. Das Gestein, in dem sie ausgegraben wurden, ist Granat-Glimmerschiefer, der reich an Linsen aus weißlichem Quarz ist, welcher härter als das umgebende Gestein ist und daher häufig als Relief erscheint (selektive Erosion). Der felsige Boden ist leider nicht sichtbar, da er von Alluvial-Ablagerungen und einer Erdschicht verdeckt wird. 
Entlang der tiefen Toce-Schlucht sind andere interessante Stellen, die einen Besuch wert sind: die Arvera-Schlucht, an der Brücke auf der Straße nach Crego und die etwas weiter flussabwärts gelegene Balmasurda-Schlucht, wo eine Metallbrücke die Möglichkeit eines spannenden Besuchs bietet. 
Um die Uriezzo-Schluchten zu besuchen, erhalten Sie in den örtlichen Tourismusbüros eine Broschüre mit einer Karte der empfohlenen Routen. Die beste Reisezeit sind der Frühling (April-Mai) und der Herbst. Die Wintermonate sollten vermieden werden, da die Gefahr besteht, dass Eis von oben fällt. 

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